Mein Buch über Wokeness und sogenannten Antirassismus

(Aktua­li­siert am 7. Mai 2023)

Ich habe eine leicht über­ar­bei­te­te Fas­sung des Arti­kels Der ras­sis­ti­sche Anti­ras­sis­mus – Kri­tik einer Mas­sen­hys­te­rie zusam­men mit ein paar neue­ren Tex­ten zum The­ma als Buch ver­öf­fent­licht. So sieht es aus:

Und hier ist es käuf­lich zu erwer­ben. In einem klei­nen Taschen­buch­for­mat umfasst es 224 Sei­ten. Der Ein­fach­heit hal­ber gebe ich unten das Vor­wort wie­der, um es vorzustellen. 

Vor­ab ein paar Leser­stim­men aus den Rezensionen:

Das Buch von Sebas­ti­an Wes­sels hat mich posi­tiv über­rascht, und ich wür­de sagen, dass es das bes­te sei­ner Art zu die­sem The­ma (die „Cri­ti­cal Race Theo­ry“) ist, das ich bis­lang gele­sen habe.

Die zer­stö­re­ri­sche Ten­denz der mit schön klin­gen­den Schlag­wor­ten wie »inklu­siv«, »anti­ras­sis­tisch« usw. bemän­tel­ten, pseu­do­kri­ti­schen Theo­rien dürf­te dem inter­es­sier­ten Beob­ach­ter aktu­el­ler US-ame­ri­ka­ni­scher Dis­kur­se bekannt sein. Die­ses Buch bie­tet ihm eine auf den Punkt gebrach­te Zusam­men­fas­sung der The­ma­tik und wert­vol­le Quellen.

Das Buch »Im Schat­ten guter Absich­ten« von Sebas­ti­an Wes­sels ist ein Mei­len­stein, wenn es um das Ver­ste­hen und Begrei­fen der soge­nann­ten »Kri­ti­schen Sozia­len Gerech­tig­keit« geht.

Sebas­ti­an Wes­sels ist ein aus­ge­zeich­ne­tes Buch gelun­gen, in dem er durch­ge­hend klug argu­men­tiert und zeigt, war­um eine aktu­ell star­ke Vari­an­te ver­meint­li­chen »Anti­ras­sis­mus« in Wahr­heit Auf­wind für Ras­sis­ten von links und rechts bedeutet.

Ein muti­ges und wich­ti­ges Buch!

Hier außer­dem ein kur­zes Inter­view und hier eine wei­te­re Rezen­si­on. Das Vor­wort und das ers­te Essay des Buches gibt es auch auf mei­nem You­Tube-Kanal zum Anhö­ren.

Wer mei­ne Arbeit schätzt, kann mir hel­fen, indem er oder sie Im Schat­ten guter Absich­ten unter­stützt – sei es durch Kauf, Wei­ter­emp­feh­lung oder Ver­fas­sen einer Rezen­si­on bei Ama­zon. Dafür vor­ab herz­li­chen Dank, und auch für sämt­li­che Unter­stüt­zung, die ich bis­her in Form von Spen­den, freund­li­chen Wor­ten und Hil­fe bei der Ver­brei­tung erfah­ren habe. Sie zählt.

Nun aber zur Sache.

Im Schatten guter Absichten: Die postmoderne Wiederkehr des Rassendenkens – Vorwort

Unse­re Kin­der und Enkel mögen ein­mal den Tag ver­flu­chen, an dem wir ange­fan­gen haben, Ras­se und Eth­ni­zi­tät mit Bedeu­tung auf­zu­la­den. Es gibt Län­der, in denen das zu Mord und Tot­schlag auf den Stra­ßen geführt hat, aber Sie kön­nen kein Land nen­nen, in dem es zu mehr Har­mo­nie geführt hätte.

Tho­mas Sowell


Cri­ti­cal Race Theo­ry: Eine kom­pli­zier­te aka­de­mi­sche Theo­rie mit dem Ziel, Ras­sis­mus zu über­win­den, indem man alles zur Ras­sen­fra­ge macht.

James Lind­say

Die Tex­te in die­sem Band sind zwi­schen Juni und Dezem­ber 2020 ent­stan­den. Sie kri­ti­sie­ren einen gesell­schaft­li­chen Umgang mit dem The­ma Ras­sis­mus, der sich als gegen die­sen gerich­tet begreift, ihn aber nicht redu­zie­ren, son­dern nur ver­meh­ren kann. Es ist ein kol­lek­ti­ves Selbst­miss­ver­ständ­nis mit ver­schie­de­nen Tie­fen­di­men­sio­nen, die von der Ober­flä­che einer rela­tiv nai­ven Medi­en­öf­fent­lich­keit, die nahe­lie­gen­den Refle­xen folgt, bis in die Tie­fe einer ver­wor­re­nen und radi­ka­len aka­de­mi­schen Theo­rie rei­chen, der soge­nann­ten Cri­ti­cal Race Theo­ry. Was die­se Tie­fen­e­be­nen ver­bin­det, ist ein »Anti­ras­sis­mus«, der von Ras­sen­den­ken beses­sen und dadurch in ekla­tan­tem Wider­spruch zu sei­nem Namen ein Kon­junk­tur­pro­gramm für Ras­sis­mus ist. Dar­über hin­aus ist er ein Angriff auf die Fun­da­men­te der frei­heit­li­chen Gesell­schaft, was Theo­rie­ver­tre­ter recht frei­mü­tig selbst sagen. Durch Auf­hel­lung die­ser Gefahr, die sich größ­ten­teils uner­kannt in Köp­fe und Insti­tu­tio­nen schleicht, hofft die­ses Buch zur Mobi­li­sie­rung der Abwehr­kräf­te bei­der bei­zu­tra­gen. Die libe­ra­le Demo­kra­tie ist bedroht und bedarf der Verteidigung.

Hier wird sich vie­len eine Fra­ge auf­drän­gen: Wie kann Enga­ge­ment gegen Ras­sis­mus, Pro­test gegen Ras­sis­mus, Empö­rung über Ras­sis­mus je falsch sein? Dies wird im Haupt­teil des Buches aus­führ­lich beant­wor­tet. Doch es ist viel­leicht nütz­lich, die Ant­wort zumin­dest andeu­tungs­wei­se hier kurz vorwegzunehmen.

Das Kern­pro­blem besteht dar­in, dass eine Wahr­neh­mung, die über­all Ras­sis­mus sieht, unaus­weich­lich auch über­all »Ras­sen« sieht, ob man sich die­se dabei als »sozi­al kon­stru­iert« vor­stellt oder nicht. Je tie­fer sich die­se Welt­sicht ver­an­kert, des­to weni­ger sieht man Mit­men­schen als Indi­vi­du­en und des­to mehr sieht man sie als ste­reo­ty­pe Ver­tre­ter von »ras­si­schen« (und ande­ren) Iden­ti­täts­grup­pen. Dies macht es immer schwie­ri­ger, sich über die Grup­pen­gren­zen hin­weg als mensch­li­che Indi­vi­du­en auf Augen­hö­he zu begeg­nen. Das Tren­nen­de wird betont und das Gemein­sa­me abge­wer­tet, sogar geleug­net. Da die unter­schied­li­chen eth­ni­schen Iden­ti­täts­grup­pen aus die­ser Sicht nicht nur neben­ein­an­der exis­tie­ren, son­dern durch Ras­sis­mus über­haupt erst in die Welt kom­men und defi­niert sind, ist ihr Ver­hält­nis zuein­an­der für die Anhän­ger die­ser Ideo­lo­gie von Grund auf ant­ago­nis­tisch und von Vor­wurf, Schuld, Miss­trau­en und unüber­wind­li­cher Fremd­heit geprägt.

Zudem schafft die Erzäh­lung eines all­um­fas­sen­den Ras­sis­mus als allei­ni­ge Erklä­rung für sozia­le Benach­tei­li­gung von Min­der­hei­ten einen Dis­kurs, der mehr geeig­net ist, ent­spre­chend geneig­ten Ver­tre­tern der Mehr­heits­ge­sell­schaft bei der Ver­ar­bei­tung ihrer Schuld­ge­füh­le zu hel­fen, als zur Lösung der Pro­ble­me bei­zu­tra­gen, mit denen Min­der­hei­ten­grup­pen zu kämp­fen haben. Dies bekla­gen schwar­ze Intel­lek­tu­el­le wie Shel­by Ste­e­le, Tho­mas Sowell und John McW­horter seit vie­len Jah­ren. Das wohl dra­ma­tischs­te Bei­spiel für das Schei­tern die­ses Dis­kur­ses an der Lösung rea­ler Pro­ble­me ist das Tabu, im Zusam­men­hang mit »Black Lives Mat­ter« die dra­ma­tisch hohe Zahl schwar­zer Todes­op­fer von Gewalt­kri­mi­na­li­tät inner­halb schwar­zer Stadt­vier­tel in den USA zu erwäh­nen. Die Besorg­nis hin­ter dem Tabu ist nach­voll­zieh­bar: Der Ver­weis auf die­se Kri­mi­na­li­tät kann den Ein­druck erwe­cken, man wol­le die Schwar­zen dämo­ni­sie­ren oder die Wei­ßen von Ver­ant­wor­tung frei­spre­chen. Doch die prak­ti­sche Fol­ge des Tabus ist eine Prio­ri­tä­ten­set­zung, die man nur wahn­sin­nig nen­nen kann. Um die Schwar­zen zu »schüt­zen«, ver­schweigt man Fak­ten, deren Erwäh­nung bei undif­fe­ren­zier­tem Blick ein schlech­tes Licht auf sie wer­fen könn­te – und nimmt dafür in Kauf, dass sich wei­ter­hin unbe­ach­tet Tag für Tag eine Zahl schwar­zer Kri­mi­na­li­täts­op­fer auf­türmt, die die­je­ni­ge der beklag­ten Opfer von Poli­zei­ge­walt bei Wei­tem in den Schat­ten stellt. Als wäre das nicht genug, wird die­se töd­li­che Gewalt­kri­mi­na­li­tät durch die Zurück­drän­gung der Poli­zei im Namen die­ses Dis­kur­ses noch zusätz­lich entfesselt.

Damit sind längst nicht alle Aspek­te des Pro­blems ange­spro­chen, doch dies mag einen Ein­druck von der Art und Wei­se ver­mit­teln, wie das Welt­bild des all­ge­gen­wär­ti­gen Ras­sis­mus gepaart mit Empi­rie­fer­ne und mis­sio­na­ri­schem Eifer unbe­ab­sich­tig­te und kon­tra­pro­duk­ti­ve Wir­kun­gen zeitigt.

Was hilft statt­des­sen? Zunächst ein­mal bedarf es dif­fe­ren­zier­ter Pro­blem­dia­gno­sen, um geeig­ne­te Lösun­gen zu ent­wi­ckeln. Armut und All­tags­dis­kri­mi­nie­rung, Bil­dung und Aus­bil­dung, Wirt­schaft und Beschäf­ti­gung – es gibt nicht eine Patent­lö­sung für so völ­lig unter­schied­li­che Pro­ble­me, und umge­kehrt sind nicht alle Pro­ble­me, mit denen Min­der­hei­ten zu kämp­fen haben, auf Ras­sis­mus zurück­zu­füh­ren. Pro­ble­me wie Armut und die Erb­lich­keit von Bil­dungs- und Auf­stiegs­chan­cen bei­spiels­wei­se sind auch unab­hän­gig von Eth­ni­zi­tät gege­ben und schwie­rig zu lösen.

Ras­sis­mus ist nicht die Norm oder omni­prä­sent, aber es gibt ihn. Was dage­gen hilft, ist eine Kul­tur, die Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund »ras­si­scher« Merk­ma­le ver­bie­tet und gege­be­nen­falls abstellt und bestraft, wäh­rend sie auf der ande­ren Sei­te ihre Mit­glie­der dazu ermu­tigt, die gemein­sa­me Mensch­lich­keit im Gegen­über wahr­zu­neh­men. Gegen Ras­sis­mus hilft das geleb­te Prin­zip, jedem Men­schen die Chan­ce zu geben, sich unab­hän­gig von Her­kunft und ande­ren Grup­pen­iden­ti­täts­merk­ma­len durch sein Spre­chen und Han­deln selbst zu defi­nie­ren. Dies ent­spricht dem, was sich Mar­tin Luther King für sei­ne Kin­der gewünscht hat, und moder­ne Ver­fas­sun­gen wie das deut­sche Grund­ge­setz bil­den den recht­li­chen Rah­men für eine sol­che Kul­tur. Die Tole­ranz, die Offen­heit und auch der Frie­den und Wohl­stand, die in den west­li­chen Gesell­schaf­ten seit Ende des Zwei­ten Welt­kriegs gewach­sen sind, geben die­ser Stra­te­gie Recht.

Die radi­ka­le Lin­ke der inter­sek­tio­na­len »Kri­ti­schen Theo­rien« erklärt die­se Fort­schrit­te zum gro­ßen Betrugs­ma­nö­ver eines Sys­tems, das auf Unter­drü­ckung beru­he und zer­stört wer­den müs­se. Die­se Zer­stö­rung soll anschlie­ßend irgend­wie – ich schrei­be bewusst »irgend­wie«, da der Weg noto­risch und gefähr­lich nebu­lös ist – zu einer Uto­pie füh­ren, in deren Licht die frei­heit­li­chen Demo­kra­tien der Gegen­wart als höl­li­sche Unter­drü­ckungs­ma­schi­nen erschei­nen. Die­se Theo­rien bezie­hungs­wei­se ihre Akti­vis­ten haben vie­le Men­schen davon über­zeugt, dass die heu­ti­ge Rea­li­tät mit all den Fak­ten, die einen his­to­risch ein­ma­li­gen Zivi­li­sa­ti­ons­stan­dard bele­gen, der Betrug sei und der auf ver­ne­beln­den Sprach­spie­len beru­hen­de uto­pis­ti­sche Betrug die Rea­li­tät. Es hat wohl damit zu tun, dass der Uto­pis­mus Trost spen­det und eine Zuflucht vor der für uns alle manch­mal uner­träg­li­chen Rea­li­tät bie­tet. Doch der Preis für die­se psy­chi­sche Well­ness­kur ist hoch. Es ist ein Flirt mit dem Totalitären.


Den ers­ten Anstoß für mei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­ma gaben die Geor­ge-Floyd-Pro­tes­te und ihr Medi­en­echo im Mai und Juni 2020. In den ers­ten Tagen nach Bekannt­wer­den der Vide­os von Floyds Ver­haf­tung und Tod hat­te ich die Nach­rich­ten nicht im Detail ver­folgt. Ich wuss­te nur, dass in den USA ein Schwar­zer in Poli­zei­ge­wahr­sam auf offen­bar bru­ta­le Wei­se getö­tet wor­den war, dass es Video­auf­nah­men davon gab, dass wie­der Black-Lives-Mat­ter-Pro­tes­te aus­bra­chen und dass die Medi­en den Vor­gang unter der For­mel »Ras­sis­mus und Poli­zei­ge­walt« ver­buch­ten. Als ich schließ­lich eini­ge Arti­kel her­aus­such­te, um mich genau­er zu infor­mie­ren, erwar­te­te ich unter ande­rem zu erfah­ren, was das Han­deln der Poli­zis­ten nach all­ge­mei­ner Auf­fas­sung als ras­sis­ti­sches Han­deln erkenn­bar gemacht hat­te. Hat­ten sie ras­sis­ti­sche Paro­len geäu­ßert? Hat­ten sie gezielt einen Schwar­zen auf­ge­grif­fen? Pfleg­ten sie Bezie­hun­gen zu extre­mis­ti­schen Organisationen?

Doch wie heu­ti­ge Leser wis­sen, erfuhr ich den Grund für die ein­hel­li­ge Annah­me einer ras­sis­ti­schen Tat nicht, weil es kei­nen gab. Geor­ge Floyd war schwarz und die betei­lig­ten Poli­zis­ten waren mehr­heit­lich weiß (noch nicht ein­mal durch­weg weiß; einer von ihnen war eben­falls schwarz, ein ande­rer hat­te asia­ti­sche Vor­fah­ren), aber konn­te das für eine sol­che Schluss­fol­ge­rung genü­gen? Ist alles, was ein Wei­ßer einem Schwar­zen antut, eine ras­sis­ti­sche Tat, unge­ach­tet der Umstän­de und Moti­ve? War­um stürz­te sich die gan­ze west­li­che Welt mit sol­cher Inbrunst auf die Deu­tung »Ras­sis­mus«, als könn­te gar kein Zwei­fel an deren Rich­tig­keit sein? War­um presch­ten vor allem die Medi­en dabei vor, deren Auf­ga­be es doch sein soll­te, die Fak­ten zu recher­chie­ren, wenn die Öffent­lich­keit von Stim­mun­gen ergrif­fen ist, und dar­an zu erin­nern, dass man nicht von auf­wüh­len­den Bil­dern auf sta­tis­ti­sche Regel­mä­ßig­kei­ten schlie­ßen kann?

Je län­ger das The­ma die Schlag­zei­len beherrsch­te, des­to ein­deu­ti­ger schie­nen mir bestimm­te Bedürf­nis­se des Publi­kums der Grund für die über­wäl­ti­gen­de Reso­nanz des The­mas zu sein. Dies waren zum einen spi­ri­tu­el­le Bedürf­nis­se – es ergab sich ein sau­be­res, emo­tio­nal anspre­chen­des Gut-Böse-Sche­ma –, die umso mehr ins Auge sta­chen, je mehr die Pro­tes­te mit Nie­der­knien, Waschun­gen, Man­tren, Gesän­gen und Erhe­bung von Floyd zum Hei­li­gen offen­kun­dig reli­giö­sen Cha­rak­ter annah­men. Zum ande­ren war unver­kenn­bar, dass hin­ter dem Zorn auf die Poli­zei ein Zorn auf »das Sys­tem« stand, der in Pro­tes­ten ein will­kom­me­nes Ven­til fand, aber nicht erst in die­sem Kon­text ent­stan­den, son­dern älter, tie­fer und grund­sätz­li­cher war.

Aus die­sen Ein­drü­cken ent­stand mein Vor­ha­ben, einen Arti­kel zu schrei­ben, in dem ich drei The­sen zur Erklä­rung des Gan­zen for­mu­lie­ren woll­te. Bei die­sen drei Haupt­the­sen blieb es, obwohl sich mei­ne Ideen wäh­rend der Aus­ar­bei­tung wei­ter­ent­wi­ckel­ten und der Text um ein Viel­fa­ches län­ger wur­de, als ich anfangs gedacht hat­te. Ich ver­öf­fent­lich­te ihn nach gut sechs­wö­chi­ger Arbeit am 16. Juli unter dem Titel Der ras­sis­ti­sche Anti­ras­sis­mus – Kri­tik einer Mas­sen­hys­te­rie in mei­nem Blog unter www.homoduplex.de. Er stieß bald auf Inter­es­se. Ich erhielt vie­le posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen und er wur­de ver­schie­dent­lich bei Twit­ter und Face­book geteilt sowie in ande­ren Blogs erwähnt. Eini­ge Leser reg­ten eine Buch­ver­öf­fent­li­chung an. Dies schien mir eine viel­ver­spre­chen­de Mög­lich­keit, ein grö­ße­res Publi­kum zu errei­chen, vor allem in Anbe­tracht der für einen Blog­ar­ti­kel aus­ufern­den Län­ge. Aller­dings fand ich es wenig reiz­voll, ein Buch her­aus­zu­brin­gen, das nur einen bereits ver­öf­fent­lich­ten Text ent­hielt. So kam ich auf die Idee, den Arti­kel zusam­men mit neu­em, noch zu schrei­ben­dem Mate­ri­al zu ver­öf­fent­li­chen, das dann (zunächst) exklu­siv im Buch zu fin­den sein wür­de. An Ideen für sol­ches Mate­ri­al war kein Man­gel. Sie ent­stan­den beim Fort­gang der Ereig­nis­se sowie des Schrei­bens und der Recher­che von selbst. Nach dem ers­ten Text sind also alle wei­te­ren in die­sem Band bereits mit der Idee im Hin­ter­kopf ent­stan­den, sie gebün­delt zu ver­öf­fent­li­chen, so dass sie ein­an­der sinn­voll ergän­zen und zusam­men ein grö­ße­res Gan­zes bilden.

Der ras­sis­ti­sche Anti­ras­sis­mus ist eine leicht über­ar­bei­te­te und aktua­li­sier­te Ver­si­on des ursprüng­li­chen Blog­ar­ti­kels und der Kern­text der Samm­lung. Er ist am längs­ten und zeich­net das brei­tes­te Pan­ora­ma der The­ma­tik. Er ist zeit­lich auf dem Höhe­punkt der Geor­ge-Floyd-Pro­tes­te ent­stan­den, als über den Som­mer das Coro­na­vi­rus vor­über­ge­hend von »Ras­sis­mus und Poli­zei­ge­walt« als größ­tem Medi­en­the­ma abge­löst wur­de. Sei­ne drei The­sen sind ers­tens, dass die Pro­tes­te und unser Umgang mit dem The­ma Ras­sis­mus einen reli­giö­sen Cha­rak­ter ange­nom­men haben, zwei­tens, dass sich hier wie anders­wo unter (schein­bar) guten Absich­ten teils destruk­ti­ve Stre­bun­gen ver­ber­gen, und drit­tens, dass im öffent­li­chen Umgang mit der Ras­sis­mus-The­ma­tik ein poli­ti­scher Post­mo­der­nis­mus zum Aus­druck kommt, der ein Angriff auf die frei­heit­li­che Ver­fas­sung moder­ner Gesell­schaf­ten ist und Ras­sis­mus nicht redu­zie­ren, son­dern nur ver­meh­ren kann.

Der zwei­te Text, Der neue Ras­sis­mus­be­griff, ist rela­tiv kurz und eng fokus­siert. Dar­in dis­ku­tie­re ich den »neu­en« Ras­sis­mus­be­griff, dem zufol­ge nur Wei­ße ras­sis­tisch sein und sie dem­entspre­chend nicht Opfer von Ras­sis­mus sein kön­nen. Ich argu­men­tie­re, dass die­ser Begriff als ana­ly­ti­sches Werk­zeug dem her­kömm­li­chen Ras­sis­mus­be­griff in jeder Hin­sicht unter­le­gen ist, da er die Aus­drucks­mög­lich­kei­ten der Spra­che nicht ver­mehrt, son­dern stark redu­ziert. Ich erklä­re dies damit, dass er pri­mär auch kein ana­ly­ti­sches Werk­zeug sein soll, son­dern ein poli­ti­scher Hebel.

Den drit­ten Text, den Brief an eine Tanz­schu­le, habe ich aus Besorg­nis über das Umsich­grei­fen der Cri­ti­cal Race Theo­ry in mei­nem Lebens­um­feld tat­säch­lich als Brief geschrie­ben und ver­schickt. Hier tau­chen vor allem mit Blick auf den Haupt­text ein paar inhalt­li­che Wie­der­ho­lun­gen auf, die unver­meid­lich waren und von denen ich hof­fe, dass sie in akzep­ta­blem Rah­men blei­ben. Das Inter­es­san­te an die­sem Text ist für mich die Auf­ga­be, die er sich stellt: einer weit­ge­hend unbe­kann­ten Per­son zu erklä­ren, war­um es kei­ne gute Idee ist, sich der Cri­ti­cal Race Theo­ry zu ver­schrei­ben und/oder sie in einen Betrieb einzuführen.

Wie sich zeigt, ist das gar nicht so ein­fach. James Lind­say, auf des­sen Arbeit ich viel zurück­grei­fe, hat sich sol­che Auf­klä­rung in den letz­ten Jah­ren zum Beruf gemacht. Er schrieb ein­mal sinn­ge­mäß, dass man durch­aus kurz und knapp erklä­ren kön­ne, was die­se Theo­rie behaup­te und was das Pro­blem dar­an sei – nur glau­be es einem dann nie­mand, weil es unver­meid­lich ver­rückt klin­ge. Um es nach­voll­zieh­bar zu machen, muss man es aus­führ­li­cher erklä­ren, und dann braucht man etwas Zeit und Geduld.

Ich neh­me mei­nen Lösungs­ver­such vor allem des­we­gen auf, weil das Pro­blem bestehen bleibt und wei­te­re Ver­su­che fol­gen müs­sen, nicht so sehr, weil ich der Mei­nung wäre, dass mir die Argu­men­ta­ti­on son­der­lich gut gelun­gen sei. Der Brief ist im Ver­gleich zu Der ras­sis­ti­sche Anti­ras­sis­mus deut­lich kür­zer und stellt einen Ver­such dar, mög­lichst kom­pakt und ohne grö­ße­re Lücken eine Kon­tra-Posi­ti­on zum »Anti­ras­sis­mus« nach Cri­ti­cal Race Theo­ry zu formulieren.

Der vier­te Text, Psy­cho­lo­gi­sche Hebel der Woke­ness, ist der zweit­längs­te und zweit­tiefs­te in die­sem Band. Am Bei­spiel eines »anti­ras­sis­ti­schen« Face­book-Pos­tings, das mir eines Tages ent­ge­gen­kam, stel­le ich genau­er dar, mit wel­chen psy­cho­lo­gi­schen Mit­teln die­se Theo­rie sich aus­brei­tet und Anhän­ger gewinnt. Dabei hilft mir ein Arti­kel von James Lind­say über den Sek­ten­cha­rak­ter der Cri­ti­cal Race Theo­ry, den man in besag­tem Pos­ting in aller Deut­lich­keit wie­der­fin­det. Um die­sen the­ma­ti­schen Kern her­um füh­re ich eine brei­te­re Dis­kus­si­on über die psy­cho­lo­gi­schen Hebel und Funk­ti­ons­me­cha­nis­men der Woke­ness. Eine zen­tra­le Rol­le spielt dabei ihr stra­te­gi­scher Ein­satz von Begrif­fen mit dop­pel­ten Bedeutungen.

Der fünf­te und letz­te Text ist kein eige­ner, son­dern eine leicht gekürz­te, von mir ange­fer­tig­te Über­set­zung einer Durch­füh­rungs­ver­ord­nung, die US-Prä­si­dent Donald Trump am 22. Sep­tem­ber 2020 erlas­sen hat. Die Exe­cu­ti­ve Order on Com­ba­ting Race and Sex Ste­reo­ty­p­ing ver­bie­tet es kurz gesagt, auf Staats­kos­ten bezie­hungs­wei­se in staat­li­chem Auf­trag Schu­lun­gen durch­zu­füh­ren, die Men­schen nach Ras­se oder Geschlecht ste­reo­ty­pi­sie­ren oder zu Sün­den­bö­cken machen. Die Ver­ord­nung ziel­te auf Schu­lun­gen nach Cri­ti­cal Race Theo­ry. Zuvor waren Mate­ria­li­en aus sol­chen Schu­lun­gen durch Leaks an die Öffent­lich­keit gelangt, die zeig­ten, wie dort Wei­ße und ins­be­son­de­re wei­ße Män­ner als eine Art gebo­re­ne Unter­drü­cker ange­klagt wur­den, wie es eben das Pro­gramm die­ser Theo­rie ist. Ich doku­men­tie­re die Ver­ord­nung hier, weil sie ein ers­ter Ver­such einer frei­heit­li­chen Demo­kra­tie ist, sich auf qua­si-gesetz­ge­be­ri­schem Weg gegen anti­li­be­ra­le Angrif­fe der Woke­ness – oder der Cri­ti­cal Social Jus­ti­ce oder wie immer man es nen­nen will – zu ver­tei­di­gen. Absi­che­run­gen durch kon­kre­te Regeln die­ser Art wer­den nötig sein, wenn die­se Ideo­lo­gie nicht nach und nach sämt­li­che Insti­tu­tio­nen unter ihre Kon­trol­le brin­gen soll. Ein paar Wor­te zur Kom­men­tie­rung und Dis­kus­si­on sind der Über­set­zung vorangestellt.

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7 Kommentare

  1. Ich habe jetzt die Info im Text mal vor­ge­zo­gen, weil die Fra­ge öfter kam: Im Moment nur Kind­le, ab nächs­te Woche irgend­wann auch Taschen­buch, wenn kei­ne tech­ni­schen oder sons­ti­gen Pro­ble­me auf­tau­chen. Ich las­se mir gera­de einen Pro­be­druck zusen­den. Dan­ke für das Interesse!

  2. Vie­len Dank für die inter­es­san­ten Bei­trä­ge hier auf die­ser Sei­te. Sie sind wirk­lich gut geschrie­ben und geist­reich. Sobald das Taschen­buch erhält­lich ist, wer­de ich es mir auf jeden Fall kaufen.
    Lie­be Grüße.

  3. Hal­lo Sebas­ti­an, ich woll­te dein Buch über die Buch­hand­lung mei­ner Mum bestel­len, aber sie mein­te, dass es nur über Ama­zon erhält­lich ist. War­um hast du dein Buch nicht über einen Ver­lag veröffentlicht?

    1. Haupt­säch­lich, weil ich kei­ne Lust auf mona­te­lan­ges Klin­ken­put­zen und War­ten hat­te. Fin­de Self­pu­bli­shing auch grund­sätz­lich sympathisch.

      1. Ver­ständ­lich… aller­dings ist ein Lek­to­rat auch Goldwert.

        Hab’s bestellt und dan­ke für die flot­te Antwort.

Kommentare sind geschlossen.

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