Anfang Juni berichteten diverse deutsche Medien von einem neuerlichen »Eklat« um den US-Präsidenten Donald Trump. Dieser habe vor seinem Staatsbesuch im Vereinigten Königreich den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan per Twitter »attackiert«, hieß es in Social-Media-Postings, Überschriften und Anreißern.
Man musste sich tief in die dazugehörigen Artikel vorarbeiten, um zu erfahren, dass Trump mit den fraglichen zwei Tweets auf einen vorangegangenen Angriff Khans reagiert hatte. Bei manchen erfuhr man es gar nicht. Bei keinem erhielt man einen Eindruck des Umfangs und der Schärfe von Khans Angriff.
Die Gleichförmigkeit dieser Berichterstattung ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich die Eisenspäne im Feld eines moralischen Elektromagneten ausrichten. Trump ist für diese Medien das Fremde, das Andere, das Böse. Als solches steht er außerhalb der Welt zwischenmenschlicher Verbindlichkeit. Wenn er angegriffen wird, erscheint das daher normal und nicht weiter erwähnenswert. Er ist derjenige, der den Frieden stört, schon allein dadurch, dass er im Amt ist. Er ist der Angreifer, egal wie der konkrete Sachverhalt aussieht. Ihm gegenüber sind keine Fairnessregeln einzuhalten, weil bereits seine bloße Existenz als Regelverstoß empfunden wird.
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